Sexuelle Grenzverletzungen unter Jugendlichen: für viele eine alltägliche Erfahrung.

Immer häufiger und regelmäßiger kommen Anfragen zustande, oder Jugendämter und Schulen melden sich, weil Jugendliche sexuelle Grenzen anderer nicht anerkennen und übertreten.

 

So bewegen sich die Jugendlichen schnell im Bereich eines Straftatbestandes, wenn bereits Strafmündigkeit besteht. Dies ist den Betroffenen oft nicht bewusst.

 

Sexuelle Übergriffe finden unter Jugendlichen alltäglich sowohl im "real life", als auch in den sozialen Medien, z.B. über Cybergrooming statt.

 

Zum Einen gibt es aus meiner Sicht leider viele negative Männervorbilder, die noch minderjährigen Jungs z.B. in Rap-Songs beibringen, dass Mädchen "Schlampen" sind und  primär für sexuelle Dienstleistungen zur Verfügung zu stehen haben. Leider denken auch mittlerweile nicht wenige junge Mädchen, dass sie eine Form der besonderen Aufmerksamkeit und Wertschätzung vom anderen Geschlecht erhalten, wenn sie z.B. in der Schulpause oder bei privaten Treffen einen "blow job" auf Aufforderung durchführen und andere zusehen, oder sie Nacktbilder von sich verschicken.

 

Die Ursachen sind vielfältig. Oft haben sexuell übergriffige Jugendliche eigene Gewalterfahrungen erlebt und den besonderen Wunsch entwickelt, andere Menschen über die Sexualität zu dominieren und Grenzen bewusst zu überschreiten. Gerade unter pubertierenden Jugendlichen entsteht schnell eine Gruppendynamik in Richtung sexueller Übergriffigkeit.

Pornos und auch Gewaltpornos sind mittlerweile ungehindert zugänglich. Videos von eigenen sexuellen Erfahrungen werden gedreht und ungefragt weiter gereicht oder stolz den Freunden präsentiert. Viele Jungs verstehen es als eine Form der Selbstwirksamkeit und fühlen sich dadurch cool und männlich.

 

Dies hat wenig mit einer gesunden Sexualität zu tun, deren Basis grundsätzlich auch die Achtung und Anerkennung des Anderen ist. 

 

Der andere Mensch ist kein Objekt, den man einfach benutzen kann. Oft wird Sexualität aber genauso ausgelebt, weil sie wirkliche Begegnung und ein sich Einlassen mit dieser Sichtweise verhindert. 

 

Es braucht frühzeitig viel mehr Aufklärung, Unterstützung, Sensibilisierung und auch Grenzsetzungen für alle Beteiligten...da dieses Phänomen aus meiner Sicht gesellschaftlich weiter zunehmen wird.

 

Sexuelle Grenzverletzungen sind eine Form von Gewalt. 

 

Jugendliche fangen gerade erst an eine sexuelle Identität zu entwickeln und Erfahrungen zu sammeln. Sexualität ist also ein besonders empfindsamer und leicht zu verletzender Raum.

 

Wo finden Jugendliche wirklich gute Gesprächsmöglichkeiten und Räume, um hier frühzeitig sensibilisiert zu werden? In der Schule? Zu Hause? Im Jugendzentrum? Vielleicht punktuell mal. Diese Räume sollten dringend geschaffen werden über eine gute Vernetzungsarbeit und spezielle Projekte. Gerade auch dann, wenn Jugendliche bereits über Straftaten in diesem Bereich auffällig geworden sind. 

 

Sexualität ist ein großes Thema für Jugendliche und viele wünschen sich einen offenen Austausch darüber. Viele Jugendliche können nicht mit ihren Eltern darüber sprechen. Sie empfinden es als "Schande" oder es ist ihnen peinlich. Bei vielen Jugendlichen verbietet die Kultur einen solchen offenen Austausch z.B. mit den Eltern. Letztendlich haben die Jugendlichen oft viele unbeantwortete Fragen. Antworten suchen sie dann in den gängigen Pornoportalen im world wide web. 

 

Sexuellen Grenzverletzungen vorzubeugen und frühzeitig zu sensibilisieren ist ein wichtiger Beitrag der Gewaltprävention.

 

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