Gewaltphantasien

Gewaltphantasien beschäftigen viele Menschen, mit denen ich arbeite. Die Arbeit und das Benennen von Gewaltphantasien ist für viele Helfer ein Tabu und macht Angst.

 

Die Frage ist, welche Funktionen Gewaltphantasien erfüllen?

In der Arbeit mit Gewaltphantasien werden Sie feststellen, wie detailliert und konkret manche Phantasien sind. Sie sind manchmal bis ins letzte Detail ausgeschmückt und werden zelebriert.

 

Eine Gewaltphantasie kann ein Ventil sein. Sich vorzustellen, wie man einen anderen Menschen z.B. nach einer emotionalen Verletzung selbst verletzt, kann befreiend sein. Wenn klar ist, dass es sich eindeutig um eine Phantasie handelt, die NICHT in der Realität umgesetzt wird. Diese Grenze muss klar sein.

 

Es gibt aber auch Menschen, die finden ihre Gewaltphantasien so beflügelnd, dass der Reiz diese in der Realität auszuleben, immer größer wird.

Manche Menschen fühlen sich schon durch Blicke oder kritische Rückmeldungen so bedroht, dass sofort eine Gewaltphantasie aktiviert wird und vor dem inneren Auge abläuft.

Viele setzen ihre Gewaltphantasien auch real um, um ihren scheinbaren Selbstwert durch Rache und durch die Erniedrigung des Anderen wieder herzustellen.

Hier wird es gefährlich, wenn dadurch beispielsweise ein Kick entsteht, der Wunsch einer erneuten Wiederholung da ist, und der andere Mensch so zum Objekt gemacht wird. Für manche Menschen ist es ein Weg ihre Macht auszuleben und überhaupt Macht zu erfahren. Sie haben immer wieder Legitimationen, warum sie gewalttätig geworden sind.

 

Manche Menschen genießen es auch, wenn andere durch ihre Gewaltphantasien geschockt sind.

 

Die Arbeit mit Gewaltphantasien bietet die Chance herauszufinden, ob die Gewaltphantasien pathologischen Charakter haben und weiterführende Hilfen installiert werden können. Ebenfalls kann ein Gefahrenpotenzial erkannt werden.

 

Bei Kindern und Jugendlichen werden Gewaltphantasien z.B. zusätzlich - neben biographischen Faktoren - durch Egoshooter Spiele aktiviert. Die Hemmschwelle Gewalt auszuüben wird so immer weiter heruntergesetzt, weil Gewalt als "normal" erlebt wird. Die Trennung zwischen Spiel und Realität wird schwammiger.

 

Die Arbeit mit Gewaltphantasien bietet allerdings auch Möglichkeiten: Legale und neue Wege zu finden, um mit den Gewaltphantasien zu arbeiten, ohne andere Menschen willkürlich zu verletzen und zu dominieren. 

 

Es geht also um eine bewusste Arbeit und Steuerung mit diesen sadistischen und oft verletzten inneren Anteilen.

 

Dies kann nur passieren, wenn die betroffene Person bereit ist, Verantwortung für sich zu übernehmen und auch Hilfen und Beratung anzunehmen.

Ein wichtiger Baustein ist ebenfalls, einen gesunden und nachhaltigen Selbstwert durch gesunde Selbstwirksamkeitserlebnisse aufzubauen. 

 

Menschen mit einem gesunden und stabilen Selbstwert haben nicht das Bedürfnis andere Menschen zu verletzen, weil sie über eine ausgeprägte Differenzierungsfähigkeit verfügen und Handlungskompetenzen für sich entwickeln konnten.

 

Es gibt also noch viel zu tun...

 

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