Auch Lehrer können verzerrte Wahrnehmungen haben, um den eigenen Selbstwert zu schützen
In Konfliktsituationen oder stressigen Situationen mit Schülerinnen und Schülern (SuS), entwickeln auch Lehrerinnen und Lehrer (LuL)
verzerrte Wahrnehmungsmuster, um den eigenen Selbstwert zu schützen.
Dies findet unbewusst statt.
Wie R. Sachse schön formulierte (vgl. Sachse 2014): "Unser Blick auf uns Selbst ist verzerrt, gesagt, geschönt."
Bestimmte Störungen in der Selbstwahrnehmung passieren. Sie gehören dazu und haben auch ihre Daseinsberechtigung.
Wichtig ist, sich bestimmte Dynamiken bewusst zu machen und damit zu arbeiten.
Eine Dynamik beschreibt Dobelli 2014: "The authority bias":
Dies beschreibt die Dynamik, dass Meinungen und Positionierungen von Vorgesetzten automatisch in das eigene Bewertungssystem übernommen werden. Dadurch können die Meinungen der Vorgesetzten dann überbewertet werden. Die Folge ist, dass unkritisch und unreflektiert die Haltung oder Meinung einer Leitungsperson in das eigene System eingepflegt wird. Ein Konflikt mit einem Schüler wird dann automatisch verzerrt wahrgenommen.
Dies kann dazu führen, dass manchen Schülern Unrecht getan wird und sie in eine Schublade gesteckt werden und Konflikte mit dem SuS unterschwellig weiter bestehen bleiben, statt gelöst zu werden.
Wenn in einem System gearbeitet wird, wo starre Hierarchien bestehen, viel Druck vorherrscht, oder wo die Leitungen beispielsweise selbst starke narzisstische Anteile oder Strukturen haben, ist es natürlich für LuL herausfordernd und vielleicht sogar bedrohlich, bestimmte Meinungen kritisch zu hinterfragen und nicht einfach 1 zu1 zu übernehmen.
Dennoch ist es eine Einladung auf sich zu schauen, den Authority bias im Hinterkopf zu haben und sich selbst zu reflektieren. Vielleicht erlangt der ein oder andere auf diesem Weg neue Erkenntnisse.